«Eigentlich war ich ein Familienmensch, aber dann gab es einen Bruch in meinem Leben», sagt J. und blickt nachdenklich in die 3. Oberstufenklasse. Er ist ein ehemaliger Gefangener, der mehrere Jahre hinter Gittern verbracht hat. Eindrücklich berichtet er von seiner Kindheit, wie er im Alter von acht Jahren erstmals gewalttätig wurde und kleinere Diebstähle beging. Wenn man ihn fragt, kommt dem familiären Umfeld und dem Freundeskreis eine zentrale Bedeutung zu. Beim Betroffenen folgten weitere Gewaltdelikte und eine ungute Entwicklung, so dass er bereits ab elf Jahren regelmässig mit der Polizei zu tun hatte. Kombiniert mit mehrfach begangenen Diebstählen und Sachbeschädigungen führte der Drogenhandel im kriminellen Milieu zum scheinbaren Aufstieg und zum tiefen Fall.
Es ist gerade für junge Menschen enorm wirkungsvoll, wenn direkt Betroffene von ihren Erfahrungen berichten. Der Anlass zeigt eindrücklich, dass der Weg der Kriminalität kein guter ist, denn er endet meistens «im Gefängnis oder mit dem Tod». Auch die Zeit im Gefängnis ist alles andere als schön und führt zur Frage: «Wie viel ist euch eure Freiheit wert?» Einmal aus dem Gefängnis entlassen, sitzen die Betroffenen nicht selten auf einem riesigen Schuldenberg und müssen in der Gesellschaft erst wieder Fuss fassen. «Das ist nicht cool, sondern Scheisse», sagt der ehemalige Sträfling. Die eigene Freiheit zu verlieren, setzt jedem Menschen persönlich zu – im Kopf und in der Seele. Umso wichtiger sind eine solide Ausbildung, eine regelmässige Berufstätigkeit und eine stabile Familie.
Die Gewaltprävention ist an der Schule Rorschacherberg konzeptionell verankert. Gerade im Jugendalter erfahren einige Schülerinnen und Schüler eine sozio-emotionale Verunsicherung und suchen ihre eigene Identität. Diese Präventionseinheit soll die Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisieren, dass unüberlegte Handlungen möglicherweise schwere Folgen für ihr ganzes Leben und für jenes anderer Menschen haben können.
Die Schülerinnen und Schüler der 3. Oberstufe hörten stundenlang gebannt zu und bilanzierten am Ende des Anlasses: «Es war aufklärend und abschreckend zugleich. Es braucht Mut, mit dieser Vergangenheit vor das Publikum zu stehen und aus dem eigenen Leben zu berichten. Diese Erlebnisse und der Blick hinter die Fassade haben uns die Augen geöffnet.»